Im einst blühenden Staat Venezuela, das über die weltweit größten Ölreserven verfügt, nehmen Hunger und Elend weiter zu. Die medizinische Versorgung in dem krisengeschüttelten Land ist längst zusammengebrochen. Venezuela befindet sich im medizinischen Ausnahmezustand. Eine ganz besondere Einrichtung im Armenviertel Catia in Caracas aber sorgt weiterhin für 25.000 Familien – mit Medikamenten, Nahrung und ärztlicher Hilfe. Das Pater-Jordan-Gesundheitszentrum ist für die meisten Menschen hier der letzte Hoffnungsanker.
Jania* lebt in Catia, dem größten Armenviertel von Caracas, Venezuela. Auf rund 15 Quadratmeter umgeben von Wellblech schlafen sie und ihre drei Kinder. Gerade einmal 27 Jahre ist sie alt und ihre Kinder sind alle jünger als vier. Seit der Versorgungskrise im Land leiden die Menschen in den Armenvierteln ganz besonders. Nahrungsmittel sind knapp, Medikamente unbezahlbar. „An vielen Tagen wußte ich nicht, wie ich meine Kinder ernähren sollte“, erzählt Jania. Wie viele andere alleinerziehende Mütter in der Gegend musste sie das bisschen, das sie hatte, oft strecken, damit es für eine Mahlzeit reichte. Vielen Frauen bleibt in dieser aussichtslosen Lage nichts anderes übrig, als ihren Körper zu verkaufen. Der Hunger und die Armut macht die Menschen hier krank, ganz besonders die Schwachen – die Kinder und die Senioren. Viele leiden an Unterernährung. Medizinische Hilfe gibt es für sie nicht.
Wer allein ist, ist verloren
Wer im Ausland Verwandte hat, die Geld schicken können, hat großes Glück. Für die Menschen im Land, die auf sich allein gestellt sind, ist die Versorgungskrise allerdings eine tägliche Tortur. Jania hat keine Familie – auch keine Verwandten im Ausland – die ihr helfen könnte. Unterstützung findet sie bei gutmütigen Nachbarn und im „Pater-Jordan-Gesundheitszentrum“ der Salvatorianer in Nuevo Horizonte, Catia. Einmal im Monat ist sie hier mit ihren Kindern. „Dass ich meine Kinder überhaupt gesund gebären konnte, verdanke ich den Ärzten im Gesundheitszentrum“, erzählt Jania. Und auch heute noch werden sie und ihre Kinder dort medizinisch versorgt. „Man wird dort immer respektvoll behandelt, egal welches Problem man hat. Manchmal gibt es dort auch ein Mittagessen und Vitamine für die Kleinen.“ Und Jania findet hier immer ein offenes Ohr. Ob psychologische Betreuung, Rechtsfragen oder soziale Beratung – das Personal steht ihr zur Seite, damit sie und ihre Kinder einigermaßen stabil durchs Leben kommen.
Versorgung in allen Bereichen
Ob schmerzender Zahn, Unterernährung, Schwangerschaft – als die Salvatorianer 1997 das „Casa de la Salud Padre Francisco de la Cruz Jordan“, gründeten, hatten sie ganz im Sinne ihres Ordensgründers einen ganzheitlichen Ansatz im Auge. Neben der allgemeinen medizinischen Versorgung erhalten Frauen gynäkologische Beratung, pränatale Diagnostik und Geburtshilfe. Auch Impfungen, Röntgen, sowie Labortests werden durchgeführt. Gerade jetzt in Pandemiezeiten ist das Zentrum auch eine wichtige Anlaufstelle für Personen die COVID positiv sind, oder für Menschen, die sich testen lassen möchten. Die tägliche Ausgabe von Mittagessen ist vor allem für die alleinstehenden und mittellosen Senioren überlebenswichtig und die hauseigene Apotheke versorgt mit den notwendigen Medikamenten.
Ein Rettungsanker für 25.000 Familien
32 Angestellte umfasst das Team der Einrichtung: Pfleger und Pflegerinnen, Ärzte und Ärztinnen. Sie alle könnten in privaten Einrichtungen deutlich mehr verdienen, aber ihnen liegen die Menschen am Herzen. 25.000 Familien finden bei ihnen Hilfe. Rund 600 Menschen versorgen sie hier wöchentlich. Der Großteil der Hilfe ist kostenlos oder zumindest kostengünstig. Nur 30% der Kosten kann das Zentrum über die Einnahmen decken. Aber auf Gewinn war die Einrichtung nie ausgelegt. Sie ist und bleibt der Rettungsanker für die Menschen aus den Armenvierteln. Und die nennen die Klinik liebevoll ihr „Haus der Gesundheit“.
* Name von der Redaktion geändert
So können Sie helfen
MEDIZINISCHE VERSORGUNG
für ein Kind
€ 42
EIn JAHR MEDIKAMENTE
für zwei Bedürftige
€ 81
Helfen Sie uns weiterhin, mittellose Familien aus den Armenvierteln mit Medikamenten und Nahrung zu versorgen.
Drei Gehälter für eine Packung Windeln
Seitdem der Ölpreis 2014/2015 einbrach, befindet sich das einst reiche Land Venezuela in einer tiefen Krise. Viele Schulen sind
geschlossen, es gibt kaum mehr Medikamente, teilweise tagelang keinen Strom, Lebensmittel sind Mangelware. Schätzungen zufolge hungern in Venezuela heute 90 Prozent der Bevölkerung, 50 Prozent davon massiv. Millionen von Menschen sind bereits geflüchtet, viele davon in das Nachbarland Kolumbien. Es ist der größte Exodus in Lateinamerikas jüngerer Geschichte.