Ich war 2012/2013 als Freiwilliger tätig. Nun bin ich wieder auf den Philippinen für einen Teil meines Medizinstudiums: Das Praktische Jahr. Dabei verbinge ich einen Monat in der Abteilung General Surgery 1 (GS1), einen Monat in General Surgery 2, einen Monat in General Surgery 3 und einen Monat in Trauma Surgery.
General Surgery 3 – Galle, Leber und Pankreas
Die letzten 4 Wochen war ich – außer einer Woche Urlaub – in der Abteilung General Surgery 3 untergebracht. Hier werden hauptsächlich Erkrankungen der Gallenblase, Leber und des Pankreas (Bauchspeicheldrüße) behandelt. Das heißt im großen OP Bereich werden sehr viele Gallenblasen und Gallensteine entfernt. Hierbei ist eine Besonderheit, dass es durch die Verbreitung des Spulwurms (Ascaris lumbricoides) anders als in Europa auch zu Gallensteinen außerhalb der Gallenblase kommen kann. Z.B. direkt in der Leber. Der Grund dafür ist wohl, dass der Spulwurm, der als Parasit zunächìst den Darm befällt, sich manchmal auch vom Darm aus in die Gallenwege verirrt. Er stirbt dann dort ab und führt so zu einer Entzündung die im Laufe der Jahrzehnte wohl die Bildung solcher Gallensteine bedingt. Erstaunlich ist auch, dass sich einige Seemänner die Gallenblase und den Blinddarm wohl prophylaktisch entfernen lassen, da sie auf hoher See keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
Bei den Operationen der Leber und der Bauchspeicheldrüße handelt es sich meistens um die Entfernung von Tumoren. Dabei sind diese Operationen oft sehr langwierig. Eine sogenannte Whipple OP (bei Bauchspeicheldrüßenkrebs) kann schonmal 8h dauern. Ein besonderer Fall war die Entfernung einer sehr großen Zyste an der Leber. Die Zyste entwickelte sich durch einen langjährigen Befall eines Bandwurms. Dies ist wohl typisch bei Filipinos die als Oversea Filipino Worker (OFW) in arabischen Ländern arbeiten, da der Bandwurm dort häufig im Darm der Kamele haust.
Im Ambulanten OP Bereich werden Donnerstag Vormittags Leistenbrüche operiert. Außerdem werden dort auch täglich kleinere Hauttumore durch Studenten entfernt. Letzte Woche hatte ich glücklicherweise auch mal die Möglichkeit dort teilzunehmen. So durfte ich unter der Anleitung eines Residents gemeinsam mit einer Studentin eine murmelgroße Talgzyste (Atherom) entfernen! In den ambulanten Sprechstunden Montags und Donnerstags darf ich wieder viel mit Patienten reden, was eine willkommene Abwechslung ist. Hier bin ich froh, dass mein Filipino ausreicht um mich anständig mit den Patienten zu unterhalten.
Da ich auch mal sehen wollte was Nachts im Krankenhaus passiert, habe ich auch eine Nachtschicht begleitet. Hierbei haben wohl die ganzen Residents einer Abteilung (z.B. GS3) Nachtdienst und jeder hat etwas andere Aufgaben. Jeden dritten Tag fällt solch ein Dienst auf die Abteilung. Die Residents sind dabei 36h durchgängig im Dienst. Also vom Morgen des ersten Tages bis zum Abend des zweiten Tages. Je nach Arbeitsaufkommen können sie wohl zwischendurch jeweils für ein paar Stunden schlafen. Dass der Schlaf dabei aber oft zu kurz kommt, sieht man den Residents am nächsten Tag aber deutlich an. So schlafen manche im Sitzen oder sogar im Stehen ein, z.B. beim Warten auf eine OP oder bei der Konferenz. Auch merkt man dass die Residents dann deutlich angespannter sind, was sich nicht gerade günstig auf die Zusammenarbeit im Team und den Umgang mit den Patienten auswirkt. Ich muss sagen, dass ich froh bin, dass es in Deutschland mittlerweile Regelungen gibt die 36h Dienste verbieten. Denn der Schlafmangel wirkt sich meiner Meinung nach negativ sowohl auf Ärzte als auch auf Patienten aus.
Sonstige Katastrophen
Wie viele bestimmt mitbekommen habe, war im Januar auf den Philippinen einiges geboten. Zunächst brach der Vulkan Taal aus. Nach dem einem, vergleichsweise kleinen Vulkanausbruch, ging man davon aus, dass der Vulkan irgendwann noch einmal stärker explodiert. Inzwischen hat sich die Lage aber etwas beruhigt. Viele Menschen in der Nähe des Vulkans sind nach wie vor evakuiert. Einige Häuser wurden wohl durch Asche und Erdbeben beschädigt. Aber in Manila war von alledem nichts zu spüren, außer einem leichten Ascheregen.
Inmitten der Nachrichten um den Vulkan wurden dann Meldungen zum neuartigen Coronavirus in Wuhan immer lauter. Aber auch hier ist die Lage in Manila momentan alles andere als dramatisch. Es gibt zwar auf den Philippinen ca. 300 Verdachtsfälle. Bestätigt sind aber blos 3. Einer der drei ist leider verstorben ist und ein weiterer inzwischen gesund. Mittlerweile gibt es auch eine Einreisestopp für Reisende aus China, Hong Kong und Macau. Im Philippine General Hospital gibt es meines Wissens noch keinen einzigen Fall. Ich fühle mich also sicher und mache mir keine Sorgen. Trotzdem verhalte ich mich natürlich vorsichtig und achte auf Hygiene, besonders im öffentlichen Nahverkehr.
Obwohl mich diese zwei Vorfälle glücklicherweise nicht betreffen, habe ich seit dieser Woche trotzdem ein kleines Problem. Ich habe mich nämlich wohl durch unsauberes Trinkwasser (wohl im Urlaub) mit einem Keim infiziert. Die Infektion ist dann am Samstag Abend ausgebrochen, was sich durch Bauchschmerzen und unangenehmen Durchfall bemerkbar macht. Inzwischen war ich beim Arzt, wurde positiv auf Amöben getestet und bekomme Antibiotika. Dadurch geht es mir jetzt bereits viel besser als am Wochenende. Leider kann ich dadurch diese Woche nicht arbeiten. Aber wenigstens hatte ich so Zeit um diesen Artikel zu schreiben.