“Ich sehe 5 Sessel, auch wenn nur einer hier steht, erzählt uns Ulises C. Der 20 Jahre alte Junge leidet an Keratokonus, einer Krankheit, bei der sich die Hornhaut zunehmend verkrümmt. Die Krankheit ist ein schwerer Schicksalsschlag, erst recht in den Barrios, den Armenvierteln, der venezuelanischen Hauptstadt Caracas, in denen Ulises aufwuchs. Dort warten Kinder und Jugendliche vergeblich auf Unterstützung durch den Staat. Trotz alledem hat Ulises gelernt seine Beeinträchtigung anzunehmen. Heute arbeitet er als Zeichenlehrer und hilft anderen Kindern aus den Armenvierteln, ihre Talente zu entfalten. “Te Acepto” – Du bist gut, so wie du bist” heißt die Initiative des Salvatorianer Paters Luis Domingo, die all dies möglich gemacht hat. Hier erfahren beeinträchtigte Kinder und Jugendliche aus den Barrios die nötige Unterstützung. Von Rechtsberatung über psychologische Betreuung bis hin zur Integration in die Arbeitswelt – Te Acepto schafft dort Zukunft, wo Menschen eigentlich chancenlos wären.
Menschen mit Behinderung fördern
Im Herbst 2018 beschloss die Salvatorianische Familie gemeinsam mit der Gemeinde El Amparo-Catia in Caracas/Venezuela ein Förderprogramm für Menschen mit Behinderung zu starten. Ziele sind Inklusion und Integration von behinderten Menschen in die Gemeinschaft. In einem ersten Treffen ging das Team die Problematik von vielen Seiten an, von der biblischen Sicht bis hin zu den Arten von Behinderungen, den rechtlichen Grundlagen, der kulturellen Situation in Venezuela sowie möglichen Or-ten der Integration und Inklusion. Danach wurden Projektvorschläge ausgearbeitet.
Die Zielgruppe besser verstehen lernen
In den folgenden Monaten nahmen Gemeindemit-glieder, Mitarbeiter von SOFIA Venezuela sowie Trainer und Lehrkräfte an diversen Workshops des nationalen Behindertenrates CONAPDIS teil. Das Team wollte die Situation von Menschen mit Behinderungen besser verstehen lernen und sich einen einfühlsamen Umgang mit ihnen aneignen. Im Zuge dieser Workshops und im Austausch mit den Gemeindemitgliedern entstand das Projekt „TE ACEPTO“ – sinngemäß: „Du bist gut, so wie du bist.” Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht betroffene Familien zu beraten und Menschen mit Behinderung umfassend zu fördern. Integration in den Arbeitsmarkt und soziale Akzeptanz sind dabei die Schwerpunkte.
Ein breit gefächertes Programm
TE ACEPTO wurde Teil der Initiative „ENCUENTRO CON EL ARTE“, der „Begegnung mit der Kunst“ in Catia. Dieses Projekt wird seit 2015 durch die Charity-Kunstauktion der Salvatorianer in Wien St. Michael finanziell getragen. Im letzten Jahr nahm TE ACEPTO zu 27 Menschen mit Behinderungen und ihren Familien Kontakt auf. Das Team suchte sie Zuhause auf und fragte sie eingehend nach ih-ren Bedürfnissen. Kinder und Jugendliche mit Behinderungen finden Aufnahme in Kunst-, Kultur- und Sport-Workshops, das breite Förderprogramm von ENCUENTRO CON EL ARTE steht ihnen offen. Hier können sie ihre Talente einbringen, weiterent-wickeln und sich neue Fähigkeiten aneignen. Das Team sucht Wege Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen bei öffentlichen und privaten Stellen und Betrieben unterzubringen und in die Arbeitswelt einzugliedern. Famil ien erhalten außer-dem nach Bedarf finanzielle Hilfe, Unterstützung bei der Anschaffung von Hilfsmitteln, Rechtsberatung sowie psychologische Begleitung.
TE ACEPTO: Isolation überwinden
Während der Corona-Pandemie war und ist der Kontakt zu den Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen durch die soziale Isolation erschwert. Trotzdem hält das Team den Kontakt zu den betrof-fenen Familien so gut es geht digital und telefonisch aufrecht. Es konnten sogar Einzelne besucht wer-den. Persönliche Beziehungen sind ein essentieller Für das Foto mit Valeria werden alle klein.Blick auf Catia, einem Stadteil von Caracas mit vielen sozialen Brennpunkten.Teil des För derprogramms von TE ACEPTO. Denn es ist wichtig die individuellen Bedürfnisse behinder-ter Menschen zu verstehen und sie zu ermutigen die Angebote wahrzunehmen, sich einzubringen und die Isolation zu überwinden.
Eine gelungene Aktion im Advent
Am 3. Dezember 2019 – dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen – besuchte das Team von TE ACEPTO Betroffene in den verschie-denen Gemeinschaften von Catia. In stimmungsvol-ler Atmosphäre wurden Weihnachtslieder gesungen und Geschenke überreicht. Sie überrasch ten auch Yonaiker und Cesar. Beide leiden an Zerebralparese, einer Bewegungsstörung, und sitzen im Rollstuhl. Trotz dieser Einschränkung liebt Yonaiker Sport, Cesar lässt sich von Musik begeistern. Die Freude über diese „Visite” war groß. Auch bei Juan David klopften sie an. Juan David ist Autist, leidet am Asperger-Syndrom. Alle, darunter Valeria (12), Luis (20), Ulises (20), Wendy (40) und viele mehr, lächeln beim Besuch, sind geradezu aufgeregt. Das Team freut sich über die gelungene Aktion. Akti vitäten dieser Art sind Programm bei TE ACEPTO und zielen darauf ab, das Umfeld zu sensibilisieren, Menschen mit Behinderungen zu respektieren und eine Gesellschaft zu schaffen, in der sie in Würde leben können.
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Rollstühle, Krüken und andere Hilfsmittel werden dringend benötigt. Mit Ihrer Spende schenken Sie beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen die Chance auf ein Leben in Würde.
Salvatorianer in Venezuela
Seit 1957 wurden durch unsere Mitbrüder diverse soziale Initiativen gestartet. Sie errichteten Schulen und ermöglichen außerschulische Workshops für Kinder und Jugendliche; Sie engagieren sich im Gesundheitsbereich und sie unterstützen Straßenkinder durch zwei Herbergen. Diese Unterkünfte befinden sich in Catia, einem der größten Slums von Lateinamerika.